Büchereiblog
Hallo! Würden Sie sich einen Moment Zeit nehmen?
Wissen Sie, was Sie gerade tun? Sie lesen einen digitalen Text. Da ist es gar nicht so einfach, bei der Sache zu bleiben, denn der Hypertext auf Internetseiten – also die Angebote an Bildern, Filmen, Grafiken, Klängen, Audiobeiträgen und interessanten Links – muss dabei ausgeblendet werden. Wenn Sie im Internet lesen, dann treffen Sie zu allererst Entscheidungen, was Sie stattdessen in diesem Augenblick nicht lesen, anschauen, anklicken. Das ist schon mal ganz schön anstrengend und erfordert eine gehörige Portion an Konzentration. In dem ganzen Geblinke und Geglitzer entscheidet sich eine Leserin oder ein Leser von digitalen Texten ausgerechnet für eine Reihe schwarz-weißer, schnurgerade aufgereihter Buchstaben und muss dazu die Buchstabenfolge auch noch verstehen, interpretieren und für sich Sinn daraus schöpfen. Für Bibliotheken ist die Leseförderung eine wichtige Aufgabe. Deshalb ist es für uns interessant, wie man Kinder und Jugendliche in der Fähigkeit des Lesens so weit fördern kann, dass auch das digitale Lesen und das Verstehen von Texten möglich ist.Wie kann man Kinder und Jugendliche beim digitalen Lesen unterstützen?
Zunächst sind sich viele Pädagoginnen und Pädagogen einig: Vor dem Lesen digitaler Texte kommt das Lesenlernen anhand analoger Texte, also im Lesebuch und in geeigneten Erstlesebüchern. Ein Kind lernt anhand einfacher Geschichten nicht nur das Lesen einzelner Wörter, sondern übt hier das sinnerfassende Lesen. und das muss nicht nur in den ersten Klassen geübt werden! Je besser ein Kind lesen kann, desto längere Sätze werden verstanden und desto komplexer kann die übermittelte Information sein. Wenn man diese Fähigkeit, Texte zu erfassen, betrachtet, dann kann man schon sagen: Das Verbessern der Lesekompetenz kann man bis ins Erwachsenenalter immer weiter betreiben.
Doch zurück zur Förderung des digitalen Lesens:
Kinder brauchen Hilfe. Das heißt: Texte - beispielsweise für das Erarbeiten eines Referats oder zum Beantworten von Fragen - werden gemeinsam mit den Eltern gesucht. Ist ein geeigneter Text gefunden, sollte der Text gelesen werden, ohne weiter ans neue Suchen zu denken. Das heißt: Kindern wird gezeigt: Wir haben gesucht und ein Ergebnis gefunden. Das ist ein Erfolg, jetzt können wir die eigentliche Aufgabe erfüllen. Das Lesen ist nicht die Strafe fürs erfolgreiche Suchen! Dabei gilt: Der Text darf das Kind nicht überfordern!
Vielleicht ist der Text auf der Seite nicht gut dargestellt, vielleicht blinkt irgendwo ein Banner auf. Dann kann es sinnvoll sein, die zu lesenden Abschnitte in eine Textdatei zu kopieren, damit das Kind ohne Ablenkung lesen kann.
Andere Programme oder Dienste sollten nicht geöffnet sein.
Das Lesen im Internet geht nicht schneller als auf Papier. Aber das wird intuitiv angenommen und es wird - so weiß es die Leseforschung - schneller und oberflächlicher gelesen. um dies zu vermeiden, kann vereinbart werden, wie lange sich das Kind mit dem Text befasst.
Informationen aus den Texten sollten handschriftlich notiert werden. Das Geschriebene verankert sich anders, als wenn kopiert und eingefügt wird. - Dieser Rat gilt auch für Studierende.
Der entscheidende Punkt: Es muss klar sein, dass ich jetzt Informationen für mich erfassen und sammeln will. Dabei ist die Selbstbeobachtung und -kontrolle wichtig: Was mache ich da vor dem Computer, verirre ich mich gerade im Netz, werde ich abgelenkt oder bin ich bei der Sache?
Die Hinweise zu diesem Beitrag stammen übrigens aus dem Netz - vom ISB Bayern, dem Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung.
Babett Guthmann
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