Büchereiblog
Tief in ihrem Herzen regte sich eine uneingestandene Hoffnung...
Viel zitiert wurde in den letzten Wochen aus dem Roman "Die Pest", den Albert Camus im Jahr 1947 verfasst hat. Die Stadt Oran befindet sich wegen der Pestepidemie, die über sie hereingebrochen ist, im Ausnahmezustand. Hier ein Ausschnitt aus dem Ende des Romans, als die Pest besiegt scheint - leider sind wir ja im Hinblick auf die Corona-Pandemie noch nicht so weit:
„Obwohl dieser plötzliche Rückzug der Krankheit unerwartet kam, freuten sich unsere Mitbürger nicht vorschnell. Die vergangenen Monate hatten zwar ihre Sehnsucht nach Befreiung verstärkt, aber sie auch Vorsicht gelehrt und daran gewöhnt, immer weniger mit einem baldigen Ende der Epidemie zu rechnen. Trotzdem war dieser neue Sachverhalt in aller Munde und tief in den Herzen regte sich eine große, eine uneingestandene Hoffnung.“
Insgesamt hat die Literatur einiges an Nachdenkenswertem und auch an Humorvollem zu bieten, was nun gut in unsere Zeit passt. Im Hinblick auf die Reisebeschränkungen kann beispielsweise Eugen Roth weiterhelfen:
Billige Reise
Ein Mensch holt sich für die bezweckte
Fahrt in die Ferien viel Prospekte,
die, was verdächtig, unentgeltlich
in reichster Auswahl sind erhältlich
und die in Worten wie in Bildern
den Reiz jedweder Gegend schildern.
Begeisternd sind die Pensionen,
in denen nette Menschen wohnen.
Ganze herrlich sind die Alpentäler,
wo preiswert Bett und Mittagsmähler.
Doch würdig reifer Überlegung
ist auch am Meere die Verpflegung.
Es fragt sich nur, ob Ost- ob Nord-?
Und schließlich wie es wär an Bord?
Nicht zu verachten bei den Schiffen
Der Lockruf: „Alles inbegriffen!“
Der Mensch, an sich nicht leicht entschlossen.
Hat lesend schon genug genossen
Und bleibt, von tausend Bildern satt,
vergnügt in seiner Heimatstadt.
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